Die Lösung für den vielen Verkehr in unseren Städten war bisher immer nur noch mehr Verkehr durch noch mehr Straßen für noch mehr Autos. Viel hilft schließlich viel, dachte sich wohl die Politik und Wirtschaftswachstum muss schließlich auch sein, sagt der Kapitalismus (bzw. die Autolobby).
Was eine be-scheuer-te Idee. Denn abgesehen davon, dass das weder sinnvoll noch nachhaltig, dafür aber sehr oft tödlich ist, stehen wir mittlerweile bald nur noch im Stau. In München soll die Rush Hour bis zum Jahr 2030 bspw. den ganzen verdammten Tag dauern. Überhaupt ist das scheinbar heilige deutsche Auto in erster Linie offenbar kein Fahr-, sondern ein Stehzeug, da es durchschnittlich ganze 95% des Tages nicht benutzt wird und uns in der Zeit keine Freiheit schenkt, sondern sie platztechnisch sogar enorm einschränkt. Und wo wirklich viel gefahren wird, wollen wir dann auch nicht wohnen. Viel zu laut, viel zu dreckig und überhaupt viel zu gefährlich für die Kleinen, sagen dann auf einmal alle, die es sich leisten können, dort nicht wohnen zu müssen und kaufen sich danach ihren nächsten Stadtgeländewagen.
Tja. Vielleicht kann man ja auch einfach mal anfangen, Städte für Menschen - und nicht für Blechbüchsen zu bauen. In Amsterdam wurde bspw. in den 60ern die "Zukunftsplanung" für eine Autostadt durch Proteste von Bürgern verhindert - heute plant die für ihre modernen Fahrradstraßen oft gelobte Stadt bis 2030 alle motorisierten Abgas-Schleudern komplett rauszuschmeißen.
Es geht also auch ganz anders - und eben auch viel schöner, wenn man denn mal damit anfängt. Stattdessen diskutieren wir aber immer noch über ein Tempolimit, dessen ziemlich offensichtlichen Sinn alle Länder um uns herum schon seit etlichen Jahren verstanden haben.
Davide Brocchi, seines Zeichens Experte für urbane Transformation hat allerdings angefangen. Zumindest auf dem Papier bzw. der PowerPointPräsentation, die er hier im Rahmen einer Debatte rundum die "Zukunftsstadt 2030" vorträgt und dabei zeigt, dass Wachstum vielleicht nicht immer die beste Lösung für all unsere Probleme ist. Erst recht nicht, wenn die eigentlich mal wieder gar nicht wirklich notwendigen Produkte wesentlich mehr Platz einnehmen als wir selbst - und sie uns das Leben schwerer machen als das Gewicht von drei Millionen SUVs.
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Degrowth und Post-Wachstums-Ökonomie
"And all you can talk about is money and fairy tales of eternal economic growth. How dare you! [...]"
- Greta Thunberg, 2019
Wohlstand könnte ja dafür stehen, dass wir unseren Planeten nicht zerstören, weil wir ohne gar nicht mal so gut leben können. Für die Politik bedeutet Wohlstand aber eigentlich immer nur eins: Wirtschaftswachstum, Wirtschaftswachstum und Wirtschaftswachstum (oder wie man es auch nennen könnte: Verbrauchssteigerung).
Warum ausgerechnet das in einer ohnehin schon völlig überproduzierten Hyper-Konsumgesellschaft immer noch erstrebenswert sein sollte, erschließt sich mir aktuell aber nicht so ganz (zumal auch die Kluft zwischen Arm und Reich stetig mitwächst). Schließlich leben wir jetzt schon so, als hätten wir noch mehrere Erden auf Lager, die wir einfach mit einem Klick online nachbestellen können. So langsam scheint man aber zumindest außerhalb der Politik zu kapieren, dass das nicht geht.
Laut Studien werden Menschen ohnehin ab einem bestimmten Lebensstandard - und der beginnt schon weit vorm Porsche Cayenne vor der eigenen Villa - einfach nicht mehr glücklicher. Irgendwann ist es eben egal, ob man im Supermarkt zwischen 10 verschiedenen Sorten Olivenöl auswählen kann oder zwischen 100. Mehr als 10 wirst du in deinem Leben ohnehin nie ausprobieren (geschweige denn den Unterschied schmecken), wenn du nicht gerade professioneller Olivenöltester bist.
Und dieser Überfluss macht das Leben noch nicht mal besser. Im Gegenteil. Er überfordert uns so sehr, dass wir den Netflix-Tab wieder schließen, weil wir uns vor lauter Überangebot einfach nicht entscheiden können. "Viel" hilft eben nicht immer "viel", was wir eigentlich spätestens seit Aspirin-Tabletten wissen sollten.
Eigentlich sollte es zudem selbst für Kinder logisch sein, dass man in einem begrenzten Raum sowieso nicht unbegrenzt wachsen kann. Das Ende eines Wirtschafftswachstums können sich viele Erwachsene aber nicht einmal mehr theoretisch vorstellen. Zum Glück gibt es zu jeder traditionellen "Bewegung" aber auch eine Gegenbewegung, die sich in dem Fall Degrowth & Post-Wachstums-Ökonomie schimpft.
Unter Degrowth oder Postwachstum verstehen wir eine Wirtschaftsweise und Gesellschaftsform, die das Wohlergehen aller zum Ziel hat und die ökologischen Lebensgrundlagen erhält. Dafür ist eine grundlegende Veränderung unserer Lebenswelt und ein umfassender kultureller Wandel notwendig.
Das aktuelle wirtschaftliche und gesellschaftliche Leitprinzip lautet „höher, schneller, weiter“ – es bedingt und befördert eine Konkurrenz zwischen allen Menschen. Dies führt zum einen zu Beschleunigung, Überforderung und Ausgrenzung. Zum anderen zerstört die Wirtschaftsweise unsere natürlichen Lebensgrundlagen sowie die Lebensräume von Pflanzen und Tieren. Wir sind der Überzeugung, dass die gemeinsamen Werte einer Postwachstumsgesellschaft Achtsamkeit, Solidarität und Kooperation sein sollten. Die Menschheit muss sich als Teil des planetarischen Ökosystems begreifen. Nur so kann ein selbstbestimmtes Leben in Würde für alle ermöglicht werden.
Ob das jetzt die erhoffte Alternative zum Ende des Kapitalismus ist und die Lösung für all unsere Probleme ist, weiß ich nicht. Ich glaube aber, dass weniger tatsächlich manchmal mehr sein kann (und effektiver unsere Lebensqualität verbessern kann) und halte den Vorschlag für durchaus sinnvoll, dass wir in Zukunft nicht anstreben, jedes Jahr etwas mehr Ressourcen zu verballern, sondern weniger.
via, via & via
Das alte Märchen vom ewigen Wirtschaftswachstum | Doku: System Error
"People are suffering. People are dying. Entire ecosystems are collapsing. We are in the beginning of a mass extinction. And all you can talk about is money and fairy tales of eternal economic growth. How dare you!"
Es geht um die ganz große Frage: Muss die Menschheit den Kapitalismus abschaffen, bevor der Kapitalismus die Menschheit abschafft? System Error erzählt das alte Märchen vom ewigen Wirtschaftswachstum, das auch Greta Thunberg schon zu oft gehört hat.
Eine Geschichte, die uns allen den angeblichen "Wohlstand" verspricht und seit jeher das ist, womit die Politik sich immer gerne brüstet, weil größer sich immer besser anhört (an SUVs oder "Stadtgeländewagen" erkennt man sehr gut, dass das ziemlicher Blödsinn ist). Dabei heißt Wirtschaftswachstum bisher auch immer gesteigerter Ressourcenverbrauch - was ja eigentlich nichts sein sollte, womit man angeben, sondern etwas, das man zu vermeiden versuchen sollte. Zumindest, solange wir uns keinen neuen Planeten bei amazon bestellen können.
Eine ursprünglich auf arte ausgestrahlte Dokumentation über ein vielleicht doch irgendwann ausgedientes System, das ohnehin auf einem mehr als unfairen Ausbeutungsprinzip basiert und zumindest demokratischer werden muss, bevor wir es - oder es uns zerstört.
"Das is etwas, das sogar meine Kinder oder Schulkinder verstehen können: Man kann in einem begrenzten Raum nicht ewig weiterwachsen. Die einzigen natürlichen oder biologischen Systeme, die das tun, bringen am Ende ihren Wirt um."
Es ist verrückt: Wir sehen die schwindenden Regenwälder und Gletscher, wissen um die Endlichkeit der Natur und sind dennoch besessen vom Wirtschaftswachstum. Warum treiben wir das Wachstum immer weiter voran, obwohl wir wissen, dass man auf unserem endlichen Planeten nicht unendlich wachsen kann?
SYSTEM ERROR sucht Antworten auf diesen großen Widerspruch unserer Zeit und macht begreifbar, warum trotzdem alles so weiter geht wie gehabt. Der Film zeigt die Welt aus der Perspektive von Menschen, die von den Möglichkeiten des Kapitalismus fasziniert sind. Ob europäische Finanzstrategen, amerikanische Hedgefondsmanager oder brasilianische Fleischproduzenten: Eine Welt ohne eine expandierende Wirtschaft können, dürfen oder wollen sie sich gar nicht erst vorstellen.
SYSTEM ERROR beleuchtet bisher häufig verborgen gebliebene Zusammenhänge und legt die selbstzerstörerischen Zwänge des Systems offen – eines Systems, an dem wir alle teilhaben, als Beschäftigte, Anleger oder Konsumenten. Denn der Kapitalismus durchdringt unaufhörlich immer mehr Lebensbereiche, verschlingt die Natur und gräbt sich am Ende selbst das Wasser ab – so wie es Karl Marx schon vor 150 Jahren prophezeit hat.
Die Frage ist: Sind wir tatsächlich bereit für den Kapitalismus alles zu opfern?
Deichkind – Dinge
Deichkind macht kaputt, was euch kaputt macht und zerstört Dinge. Mit minimalistischer Musik gegen maximalen Konsum, der nicht nur das Geld aus'm Fenster schmeißt, sondern auch durch Verkaufszahlen erlangte Musikpreise (tschüss, Echo). Denn die schönsten Dinge im Leben sind schließlich gar keine Dinge.



Felix the Cat doesn’t like Capitalism
— Stevland I guess (@stevelecoui) August 11, 2019
Eigentlich bin ich ja mehr so der Hunde- als der Katzentyp. Bei antikapitalistischen Miezen mache ich aber auch gerne mal eine Ausnahme. Erst recht, wenn sie die vielleicht beste Ausrede fürs Faulsein abliefert, die euer Chef jemals gehört hat.
https://twitter.com/MagsVisaggs/status/1160306428269252609
via & via
Lukas im Glück
Puh. Da hätte Lukas sich beinahe gar keine Dinge mehr bestellen können, die er dringend braucht. Aber zum Glück brennt ja nur der Regenwald in Brasilien, der für 20 Prozent unseres weltweiten Sauerstoffs verantwortlich ist. Dem Lukas ist das aber egal - er atmet natürlich nur Sauerstoff von deutschen Bäumen.
Meine neue Heldin: Molly Tov 🌈🔥🍾✊✨
Mein neue Lieblingscartoonheldin, die dringend eine ganze Serie kriegen sollte und neben einer Anarchie-Flagge diesen revolutionären Namen trägt: Molly Tov (made by Suddenladybird). Immerhin hat sie schon ein bisschen Fame im Netz abbekommen. Denn die kleine, antikapitalistische und am liebsten arrogante Bonzen-Arschlöcher vernaschende Molly ist bereits ein Anti-Boomer-Meme:
Hamburg: Tauschhaus statt Kaufrausch
In Marburg gab es einige Meter weiter von meiner Bude einen "Kostnix-Laden", der lediglich aus einer kleinen Fensterbank mit ein paar alten Büchern bestand. In Hamburg ist es inzwischen sogar ein ganz(es) kleines Haus. Genauer gesagt: Ein "Tauschhaus". Ausgestattet mit allem möglichen Krims-Krams, der nicht weggeworfen, sondern verschenkt wird und für ein nettes Miteinander auf einem durchaus überschaubaren Mini-Gratis-Flohmarkt sorgt. Ein schönes Nachbarschaftsprojekt aus meiner Hood in Eimsbüttel, das ich heute ein bisschen mit meinen aussortierten Klamotten aufgestockt habe.
Nicht selten drängeln sich die Suchenden im und vor dem kleinen Tauschhaus, gehen aber sehr rücksichtsvoll miteinander um. Es ist eine richtige Tauschhaus-Familie gewachsen. Interessenten bringen eine Thermoskanne mit Kaffee mit, verteilen Kekse und halten einen Klönschnack vor dem grünen Haus mit dem spitzen Dach. Erlebnisse von früheren Errungenschaften machen die Runde. Weißt du noch damals der Rasenmäher? Jo, und erst das Schaukelpferd für den Gerd! (Eimsbütteler-Nachrichten)