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Die kollektive Erinnerungskultur macht seit 17 Jahren Pause

Ist euch eigentlich schon mal aufgefallen, dass im Radio immer noch von den "größten Hits der 80er, 90er und heute" die Rede ist und die Kultur der 2000er sich irgendwie so gar nicht fassen lässt? Klar. Klingt auch irgendwie blöd. Die 00er-Jahre. Das kann aber eigentlich nicht das Problem sein.
Denn tatsächlich fällt es mir und vermutlich auch euch schwer, den 2000ern eine spezielle Art von Musik, Filmen usw. klar zuzuordnen. Natürlich gibt es hier und da ein paar große Ereignisse, die wir alle mit diesem Jahrzehnt verbinden (in 2 1/2 Jahren sogar zwei Jahrzehnte). Die sind aber nicht gemeint. Denn versucht mal, einen euch unbekannten Song aus den letzten Jahren in eines der letzten beiden Jahrzehnte einzuordnen. Gerade, wenn ihr Electro- oder Rock-Musik hört, ist das fast unmöglich.
Eine mögliche Erklärung dafür ist für mich schlicht und einfach das Internet. Bevor das erfunden wurde, haben wir fast all unseren kulturellen Input durchs Fernsehen bekommen. Egal, ob es nun die Top 20 auf MTV waren oder der neueste Film-Film auf Sat1. Dadurch kennen wir alle so ziemlich dieselben Dinge und können u.a. sämtliche Songtexte von damals noch auswendig. Eben, weil wir so viel Auswahl dann gar nicht hatten und im Prinzip kulturell beschränkt waren. Das ist auch der Grund, warum es seit mehr als 10 Jahren jedes Wochenende irgendwo eine 80er- oder 90er-Party gibt, aber halt so gut wie keine 00er-Parties.
Heute ist alles anders. Das Angebot ist um ein tausendfaches größer geworden. Im Internet gibt es so viel Musik zu entdecken, dass es doch eher selten geworden ist, jemanden auf der Straße zu treffen, der exakt die selbe Musik hört. Selbst, wenn er oder sie Fan vom gleichen Genre ist. Ähnliches gilt wohl für Filme, wenn auch, einfach weil es insgesamt weniger Filme als Lieder gibt, nicht ganz so krass.
Wir können eben mittlerweile alles sehen und hören, was wir wollen - und zwar immer und überall - mit nur ein paar Klicks. Da ist ja fast irgendwie klar, dass wir alle in die unterschiedlichsten Richtungen gehen - und es immer weniger Sachen gibt, auf die wir uns alle "einigen" können. Heute sind es dann vielleicht eher die viralen Hits, die meistverbreiteten Memes oder ähnliches Zeugs, das wir alle mitkriegen und sich dann in unser gemeinsames kulturelles Gedächtnis brennt.
Ein bisschen schade find' ich das alles ja schon. Auch wenn ich den ganzen kulturellen Stuff, den man durchs Netz erst entdecken konnte, genauso wenig missen möchte. Hoffen wir einfach mal, dass das keine wirklich dramatischen Auswirkungen hat und wir uns dennoch immer stets irgendwie vereint fühlen werden.

2 Gedanken zu „Die kollektive Erinnerungskultur macht seit 17 Jahren Pause

  1. Sven

    Interessanter Gedanke, könnte was dran sein. Vielleicht dauert es aber auch einfach noch ein paar Jahre bis die 00er Jahre mal "kultig" werden.
    Glaube nämlich auch, dass ein großer Teil der Leute da draussen von der ganzen Netzkultur und den vielen Möglichkeiten was anderes zu hören als im Radio läuft einfach mal gar keinen Gebraucht machen...

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